Für immer jung – Chris Lohner verewigt sich in unseren Studios

Seit über 35 Jahren ist sie die Stimme der ÖBB. Täglich informiert sie 1,3 Millionen Fahrgäste mit mehr als 300.000 Ansagen in Zügen und Bahnhöfen. Damit zählt sie zu den am meisten gehörten Stimmen Österreichs. Die Rede ist von Chris Lohner. “Ihre Stimme ist nicht nur Markenzeichen der ÖBB, sondern österreichisches Kulturgut.”, so hieß es im Zuge von Protesten im Jahre 2010, als Chris Lohner plötzlich von einer deutschen Computerstimme namens Petra ersetzt wurde. Viele erboste Emails, Telefonanrufe und Facebook-Kampagnen später kehrt Chris Lohner zurück – diesmal digitalisiert)

Chris Lohner ist seit eh und je ein gern gesehener Gast in unseren Studios. Regelmäßig beehrt sie uns, um die Bahnhofsdurchsagen auf den neuesten Stand zu bringen. Doch zuletzt nicht nur textlich, sondern grundlegend. Denn was passiert, wenn sie einmal nicht mehr ist…? Ein trauriger Gedanke, der bestimmt noch weit entfernt liegt, wenn man sich die agile, junge Dame ansieht. Man könnte meinen, sie sei in den Jungbrunnen gefallen.

Dennoch wird seit geraumer Zeit ihre Stimme nach und nach digitalisiert, um mittels einer aufwendigen Text-to-Speech-Software aufgenommene Textbausteine in wenigen Sekunden zu ganzen Sätzen zusammenschneiden zu können. Das ermöglicht es die gewünschten Ansagen zu erstellen, ohne dass Lohner dafür erneut ins Studio muss.

Wir sehen den Gegebenheiten mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Einerseits sind wir stolz als Partner in diesem großen, zukunftsträchtigen Projekt mitwirken zu können, andererseits bedeutet das auch, dass unsere Chrisi künftig nicht mehr ganz so oft bei uns im Studio zu Gast sein wird. Doch selbst mit so einem modernen Text-to-Speech-System klingt nicht alles sofort so, wie es soll – deshalb gilt: je mehr Textbausteine, desto besser die Zusammenschnitte.

Mehr als 15.000 deutsche und englische Sätze wurden bereits im Sommer für das neue System aufgenommen. Vieles davon hatte mit Bahn-Sprache überhaupt nichts zu tun. Aus diesem Material moduliert das Computerprogramm Lohners Stimme. Theoretisch kann jeder gewünschte Satz am Computer eingetippt und in gesprochene Sprache umgewandelt werden.

Wer in den letzten beiden Monaten einmal am Hauptbahnhof stand und den Lautsprechern lauschte, der wird bereits festgestellt haben, dass nicht mehr Petra – die deutsche, ,silbenkarge‘ Computerstimme – zu hören ist, sondern die neue Text-to-Speech-Version von Chris Lohner.

Heuer wird das System in 30 weiteren Bahnhöfen, darunter Innsbruck, Wörgl, Villach, Klagenfurt und am Flughafen Wien implementiert. Jahr für Jahr kommen etwa 100 bis 150 Bahnhöfe hinzu. Das System wird in während dieser Zeit laufend optimiert, damit die Ansagen noch natürlicher klingen.

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